
Das Leiden der Lämmer: Verstümmelt für Luxusmode
VIER PFOTEN kritisiert Tierquälerei bei internationalen Modemarken
Wien – Pullover, Schals, Anzüge, Sportbekleidung und Stoffwindeln: Die Verarbeitung von Merino-Wolle ist vielseitig und saisonunabhängig. VIER PFOTEN fordert mit seiner aktuellen „Wolle mit Po“-Kampagne die Modebranche auf, auf Mulesing-Wolle zu verzichten.
Bei der schmerzhaften Prozedur namens Mulesing werden wenigen Wochen alten Merino-Lämmern große Hautstücke mittels Schere und ohne Betäubung vom Hinterteil abgeschnitten, damit sich Fliegen dort nicht einnisten können.
VIER PFOTEN untersuchte 38 internationale Modemarken aus den Bereichen High- und Fast-Fashion sowie Outdoor- und Sportbekleidung auf ihre Bemühungen, Mulesing-Wolle aus ihrem Sortiment auszuschließen. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Während Outdoor-Marken wie Ortovox und Patagonia das Ranking anführen, zeigen vor allem High-Fashion-Label wenig bis kein Interesse an Tierschutz. Die Schlusslichter Max Mara und Escada haben weder Schritte für einen Ausstieg gesetzt, noch sind sie zu Gesprächen mit VIER PFOTEN bereit.
Am konsequentesten umgesetzt wird im Outdoor-Bereich, wo die beiden Labels Ortovox und Patagonia das Ranking anführen. Einige Marken wie Fjällräven, H&M oder Esprit haben sich bereits öffentlich dazu verpflichtet, Mulesing-Wolle in den nächsten Jahren auszuschließen und bieten auch schon zertifizierte Mulesing-freie Produkte an.
Sieben Modehersteller, unter anderem Calvin Klein, Vero Moda und C&A, haben sich im Zuge des Markenchecks mit VIER PFOTEN im Vorfeld erfreulicherweise bereits zu einem Ausstieg verpflichtet. Leider fehlen jedoch bei knapp der Hälfte der Marken noch immer klare Zielsetzungen, der grausamen und längst überholten Methode eine Absage zu erteilen.

Brutale Tradition
Über 75 Prozent der Wollexporte und sogar 90 Prozent der beliebten feinen Merino-Wolle, die für die globale Modeindustrie verwendet werden, stammen aus Australien – weltweit das einzige Land, wo die Methode des Mulesing noch betrieben wird. Das Problem der überzüchteten Merino-Schafe sind die vielen Hautfalten, die besonders anfällig für Schmeißfliegen-Befall sind. Unbehandelt kann dies zu schweren Wunden und sogar zum Tod des Schafes führen.
Darum wurde 1920 eine für Schafe sehr schmerzhafte Methode entwickelt, das Risiko des Schmeißfliegen-Befalls zu reduzieren. Beim Mulesing werden zwei bis zehn Wochen alten Lämmern mittels einer scharfen Schere große Stücke Haut ohne Betäubung herausgeschnitten. Für die Lämmer bedeutet das neben Angst und Stress vor allem große Schmerzen, die tagelang andauern können.
Schmerzfreie Alternativen
Jedes Jahr werden über zehn Millionen Lämmer Opfer der brutalen und veralteten Mulesing-Methode. Dabei gibt es längst Alternativen. „Konsumenten können sich an Mulesing-freier Kleidung orientieren. Dazu gibt es strenge Zertifizierungen, wie das RWS (Responsible Wool Standard). Auf Produzentenseite gibt es auch Lösungen. Bereits über 3.000 Bauern in Australien zeigen, dass ein Umstieg auf Schafarten, die von Natur aus widerstandsfähiger gegenüber Parasiten sind, möglich ist. Dieser Umstieg dauert nur zwei bis fünf Jahre.
Deshalb fordert VIER PFOTEN Modemarken auf, innerhalb der nächsten fünf Jahre Mulesing-Wolle in ihren Lieferketten konsequent auszuschließen und ausschließlich Alternativmaterialien und/oder zertifizierte Mulesing-freie Wolle zu verarbeiten“, so Picallo Gil.